Gemeinsam Verantwortung tragen

Bayerische Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit

Die Bayerischen Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit, kurz Bayerische Bildungsleitlinien (BayBL) genannt, sind seit Oktober 2012 eingeführt. Mit deren Entwicklung in Kooperation mit einer Fachkommission beauftragt waren das IFP und ISB (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung). Die vom Bayerischen Bildungsministerium und Bayerischen Familienministerium gemeinsam herausgegebene Broschüre mit der Kurz- und Langfassung der Leitlinien ist online abrufbar.

Die Bayerischen Bildungsleitlinien

Gemeinsam Verantwortung tragen - Bayerische Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit

Stand: 2014 -- Umfang: 72 Seiten

Die Bildungsleitlinien sind der erste gemeinsame Orientierungs- und Bezugsrahmen für alle außerfamiliären Bildungsorte, die Verantwortung für Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit tragen, und für Einrichtungen der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Ihre Einführung erleichtert den konstruktiven Austausch der verschiedenen Bildungsorte als Partner in ihrer gemeinsamen Verantwortung für das Kind und die Sicherstellung kontinuierlicher, anschlussfähiger Bildungsprozesse und behutsamer Übergänge. Sie definieren ein gemeinsames Bildungsverständnis, bei dem das Kind als aktiver, kompetenter Mitgestalter seiner Bildung und die Familie als wichtigster und einflussreichster Bildungsort im Zentrum stehen.

Für Kindertageseinrichtungen und Grundschulen wurde die verbindliche Beachtung und Umsetzung der Bildungsleitlinien hergestellt durch die Verankerung ihrer Kurzfassung jeweils an erster Stelle

Die Implementierung der Bildungsleitlinien umfasst verschiedene Maßnahmen, die nachfolgend aufgeführt sind. Diese betreffen zum einen die Unterstützung der Praxis durch Download-Materialien, die die praktische Umsetzung und Anwendung der BayBL-Inhalte konkretisieren, und zum anderen die Verankerung der BayBL in der Aus-, Fort- und Weiterbildung als Inhalt und Prinzip.
Weitere Implementierungsmaßnahmen sind in Vorbereitung.

Begleitfilme zu den Bildungsleitlinien - Gute Praxis sichtbar machen

Gute Praxis zu den Kapiteln 3 bis 7 der Bildungsleitlinien in Bildern sichtbar zu machen, ist das Ziel der fünf Begleitfilme, die das IFP – gefördert durch das Bayerische Familienministerium – in Kooperation mit dem JFF (Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) erstellt hat. Die fünf Kurzfilme sowie das Begleitheft zu den Filmen stehen auf einer eigenen Webseite zum Download, aber auch zur reinen Ansicht bereit.

Begleitfilme zu den Bildungsleitlinien - Gute Praxis sichtbar machen

Beispiele guter Praxis zu den Bildungsleitlinien

Zur Unterstützung des Implementierungsprozesses in der Praxis wurden das IFP und das ISB gemeinsam beauftragt, eine die BayBL konkretisierende Handreichung mit guten Praxisbeispielen – in enger Kooperation mit der Praxis – zu entwickeln. Das Zusammentragen von Praxisbeispielen geschah über drei Wege:

  • Errichtung von Bildungsnetzwerken, denen verschiedene Bildungsorte angehören, in zwölf Kommunen mit Konsultationseinrichtungen und vier weiteren Kommunen, die erfolgreich erprobte oder neu entwickelte Praxisbeispiele zu ausgewählten Themen dokumentierten
  • Bildung von Kita-Grundschule-Tandems an fünf Standorten durch die Bayerische Landes-koordinierungsstelle Musik (BLKM), um Praxisbeispiele zum Bildungsbereich Musik zu gewinnen
  • Dokumentation innovativer Ansätze aus den Modellprojekten zur Kooperation von Hort und Ganztagsgrundschule sowie der Landesmaßnahme „Lehrkräfte in Kitas“. 

Für den Auswahlprozess der eingereichten Beispiele waren folgende Kriterien ausschlaggebend:

  • Kooperation und Vernetzung der verschiedenen Bildungsorte
  • Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern
  • Herstellung anschlussfähiger Bildungsprozesse, die das Bildungsverständnis der BayBL verwirklichen, d.h. inklusive Ansätze, partizipative und ko-konstruktive Bildungsgestaltung sowie Verknüpfung verschiedener Bildungsbereiche, die das vernetzte Lernen der Kinder berücksichtigen
  • Kreative Übergangsgestaltung
  • Innovations- und Anregungspotenzial für die Umsetzung in der Praxis

Anhand der Auswahlkriterien wurden vom IFP und ISB insgesamt 24 Praxisbeispiele zur Veröffentlichung ausgewählt und in enger Abstimmung mit den Autorinnen und Autoren vor Ort aufbereitet. Diese können nachfolgend anhand von fünf Themenblöcken im Einzelnen abgerufen werden:

Kooperation und Vernetzung der verschiedenen Bildungsorte – kommunale Bildungslandschaften


1. Regionaler Netzwerkaufbau – gemeinsames Bildungsverständnis von Kita und Grundschule entwickeln

2. Herstellung anschlussfähiger Bildungsprozesse im Übergang Kita/Schule

3. Gebundene Ganztagsklasse in Kooperation Grundschule/Hort (Vaterstettener Modell)

4. Kooperation Waldkindergarten und Tagespflege

5. Alt und Jung gemeinsam aktiv

Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern


6. Interaktiver Elternabend von Kita und Schule

7. Eltern als Experten

8. Elternrat in der Schule

Pädagogik der Vielfalt – Inklusion, innere Differenzierung, Partizipation und Ko-Konstruktion


9. Raus in den Wald – Inklusion von Kindern mit AD(H)S

10. Mut macht Schule – ein erlebnispädagogisches Kooperationsprojekt

11. Kompetenzorientiert Bildungsprozesse gestalten – Wochenplanarbeit in der Schule und der schulvorbereitenden Einrichtung

12. Neue Wege zur Inklusion in Schulen – Vielfalt in der Gemeinschaft

13. Schulkinderparlament

Sprachliche Bildung als durchgängiges Prinzip – Herstellung anschlussfähiger Bildungsprozesse


14. Sprachliche Bildung im Fachdialog – gemeinsame Qualifizierung von pädagogischen Fach- und Lehrkräften

15. Wenn Sprachen wach und lebendig werden – Stärkung der Mehrsprachigkeit durch Kooperation mit der Bibliothek

16. Gemeinsames Lernen in Kindergruppen aus Kita und Grundschule

17. Ein gemeinsames Märchenprojekt von Kita und Grundschule

18. Bewegte Spielesammlung zur sprachlichen Bildung für Kinder von 0 bis 10 Jahren 

Musikalische Bildung vernetzt mit anderen Bildungsbereichen – Herstellung anschlussfähiger Bildungsprozesse


19. Institutionsübergreifende Projektarbeit – Der Nussknacker und der Mäusekönig

20. Ein Kühlschrank ging spazieren

21. Ein Bilderbuch mit Liedern füllen

22. Gemeinsames Liederheft von Kita und Grundschule

23. Singpaten und Chorklasse

24. Musikalisches Frühlingserwachen


Darüber hinaus wurden in einer Handreichung eine Auswahl von zwölf Praxisbeispielen zusammengefasst. Da nicht alle „Good Practice“-Beispiele in der Handreichung Platz finden, wurden hierfür Beispiele ausgewählt, die besondere neue Impulse für die Praxis setzen. Sie machen die Vielfalt möglicher Partner eines Bildungsnetzwerkes sichtbar, zeigen auf, wie nachhaltige Kooperationsstrukturen aufgebaut und verankert werden können und betreffen auch Kooperationen, die derzeit noch wenig verbreitet sind, so z.B. zwischen Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege oder gebundene Ganztagsgrundschulen und Horte.


Die Handreichung ist vorerst nur online zu beziehen:

Titelseite Handreichung Handreichung mit 12 Beispielen guter Praxis zu den Bayerischen Bildungsleitlinien (PDF, 1,3 MB) (Barrierefreie Version)

Kooperationsaufgabe Vorkurs Deutsch 240 – BayBL als Grundlage

Die Bayerischen Bildungsleitlinien sind zusammen mit dem Bayerischen Bildungsplan die Grundlagen, auf der Kindertageseinrichtungen und Grundschule die Kooperationsaufgabe Vorkurs Deutsch 240 realisieren. Im Zuge der seit dem Kindergarten- und Schuljahr 2013/2014 geltenden Vorkursöffnung für alle Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf im Deutschen als Erst- und Zweitsprache wurde das IFP beauftragt, in Kooperation mit dem ISB erstmals eine Handreichung für die Praxis zu entwickeln, die auf diesen curricularen Grundlagen basiert.

Zum Vorkurs Deutsch 240 in Bayern wurde auf der IFP-Homepage eine eigene Website eingerichtet. Dort steht die im Mai 2014 veröffentlichte und aus drei Modulen bestehende Vorkurs-Handreichung zum Download bereit.

Inklusion – Leitziel der BayBL-Implementierung

Die Weiterentwicklung von Bildungseinrichtungen zu inklusiven Einrichtungen zählt zu den wichtigsten Anliegen der Bayerischen Bildungsleitlinien und zu den aktuell größten Herausforderungen für die Praxis. Auf der Grundlage der Bildungsleitlinien ist das IFP beauftragt, für das Praxisfeld Kindertageseinrichtungen Materialien zum Thema Inklusion/Pädagogik der Vielfalt zu erstellen.

Die erste Handreichung mit dem Titel „Lust und Mut zur Inklusion in Kindertageseinrichtungen. Handreichung zur Öffnung von Kindertageseinrichtungen für Kinder mit Behinderung“ ist seit Juni 2015 veröffentlicht. Diese Handreichung geht auf die Heterogenitätsdimension Behinderung ein, um gezielt Unterstützung und Anregung für Kindertageseinrichtungen zu geben und so inklusive Öffnung für diese Kindergruppe zu ermöglichen.

Lust-und-mut-inklusion-kita CoverDie Broschüre zum Download (barrierefreie PDF, 5 MB)

Lust und Mut zur Inklusion in Kindertageseinrichtungen Handreichung zur Öffnung von Kindertageseinrichtungen für Kinder mit Behinderung

Stand: 2017 -- Umfang: 68 Seiten
 

Eine weitere Handreichung, die – auf der Basis des weiten Inklusionsbegriffs der UNESCO im Sinne einer Pädagogik der Vielfalt – Wege zur Inklusion für reguläre wie auch für sonderpädagogische Tageseinrichtungen für Kinder aufzeigt, wird am IFP erscheinen.

In Kürze wird zur Inklusion auf der IFP-Homepage ebenfalls eine eigene Website eingerichtet.

Fortbildungsmaßnahmen mit BayBL-Bezug

Pilotanwendungsfall der Bildungsleitlinien in der Fortbildung war die dreijährige Fortbildungskampagne zur Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern, die sich an Kindertageseinrichtungen und Grundschulen als Tandempartner richtete. Die Bildungsleitlinien betonen die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern in besonderer Weise, verstehen Bildung und Erziehung von Kindern als gemeinsame Aufgabe von Eltern, pädagogischen Kitafachkräften und Grundschullehrkräften an. Die im Oktober 2012 gestartete Fortbildungskampagne wurde von den Trägerverbänden sowie von den zuständigen Ministerien und Staatsinstituten gemeinsam verantwortet. IFP und ISB waren mit der inhaltlichen Konzeption, der Gestaltung der Fortbildungsmaterialien und der Evaluation der Kampagne betraut, die im Juli 2015 endete.

Ab Mai 2014 fand eine Fortbildungskampagne zum neuen Vorkurs Deutsch statt. Ziel war, die Tandempartner Kindertageseinrichtung und Grundschule im Umgang mit der neuen, auf den BayBL basierenden Vorkurs-Handreichung (siehe oben) vertraut zu machen.

Zum neuen LehrplanPLUS Grundschule, der im Schuljahr 2014/2014 eingeführt wird, gab es im Schuljahr 2013/2014 eine landesweite Fortbildungskampagne. Darin eingebettet war auch die Vorstellung der Bildungsleitlinien. Die Teilnahme an diesen Fortbildungen war für alle Grundschullehrkräfte verpflichtend.

BayBL-Verankerung in der Ausbildung

Der Lehrplan für die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher wurde auf der Basis des DQR (Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen) kompetenzorientiert und damit neu gefasst; dabei wurden auch die BayBL an mehreren Stellen verankert. Der aktuelle Lehrplan für die Fachakademien ist auf den Seiten des ISB verfügbar.

Die BayBL-Verankerung in der Ausbildung der Grundschullehrkräfte erfolgt in der zweiten Ausbildungsphase, d.h. im Grundschulreferendariat im Seminar für Lehramtsanwärterinnen und -anwärter. Dies geschah parallel zur Fortbildungskampagne zum neuen LehrplanPLUS Grundschule im Zuge der Qualifizierung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, zu denen auch Seminarlehrkräfte zählten.

Ansprechpersonen

Eva Reichert-Garschhammer (Projektleitung)
+49 (0)89/99825-1938, E-Mail: Eva.Reichert-Garschhammer@ifp.bayern.de

Dr. Claudia Wirts
+49 (0)89/99825-1963, E-Mail: Claudia.Wirts@ifp.bayern.de

Claudia Goesmann (geb. Wengert)
+49 (0)89/99825-1929, E-Mail: Claudia.Goesmann@ifp.bayern.de

Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz

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