Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan

5 5.10 Widerstandsfähigkeit (Resilienz) 69 KOMPETENTER UMGANG MIT VERÄNDERUNGEN UND BELASTUNGEN Resilienz ist die Grundlage für positive Entwicklung, Gesundheit, Wohlbe- finden und hohe Lebensqualität sowie der Grundstein für einen kompetenten Umgang mit individuellen, familiären und gesellschaftlichen Veränderungen und Belastungen. Das Gegenstück von Resilienz ist Vulnerabilität, d. h. die persönliche Verwundbarkeit, Verletzbarkeit oder Empfindlichkeit gegenüber schwierigen Lebensumständen, die Entwicklungsrisiken bergen, und damit eine erhöhte Bereitschaft, psychische Störungen und Erkrankungen wie anti- soziales und aggressives Verhalten, Ängste, Depressionen oder psychosoma- tische Störungen zu entwickeln. Die positive Entwicklung eines Kindes ist noch kein Ausdruck von Resilienz. Diese ist mehr als die Abwesenheit psy- chischer Störungen, sie schließt den Erwerb und Erhalt altersangemessener Kompetenzen zur konstruktiven Lebensbewältigung ein. Resilienz zeigt sich erst dann, wenn riskante Lebensumstände vorliegen und es demKind gelingt, diesen zu trotzen, besondere Bewältigungs- und Anpassungsleistungen zu er- bringen und sie erfolgreich zu meistern. Erscheinungsformen von Resilienz sind insbesondere: ■ Positive, gesunde Entwicklung trotz andauernd hohem Risikostatus (z. B. Armut, psychische Erkrankung eines Elternteils, eigene chronische Erkran- kung oder Behinderung) ■ Beständige Kompetenz auch unter akuten Stressbedingungen, die kritische Lebensereignisse (z. B. elterliche Trennung und Scheidung, Wiederheirat eines Elternteils) oder Lebensphasen erhöhter Vulnerabilität (vor allem Übergänge im Bildungsverlauf) auslösen ■ Positive bzw. schnelle Erholung von traumatischen Erlebnissen (z. B. Tod eines Elternteils, sexueller Missbrauch, Kriegserlebnisse). Resilienz ist ein hochkomplexes, dynamisches Phänomen. An dessen Ent- stehung sind risikoerhöhende Bedingungen (Belastungen, Stressoren, Risi- kofaktoren) und risikomildernde Bedingungen (Ressourcen, Schutzfaktoren) beteiligt. Risikomildernden Bedingungen kommt im Bewältigungsprozess riskanter Lebensumstände eine Schlüsselfunktion zu, sie können deren po- sitive Bewältigung begünstigen sowie den Eintritt und die Verfestigung von 5.10 Widerstandsfähigkeit (Resilienz)

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