Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan

5 5.10 Widerstandsfähigkeit (Resilienz) 71 ■ Erkennen der eigenen Gefühle und Reaktionen im Umgang mit solchen Situationen ■ Kennenlernen und Einüben günstiger Bewältigungsstrategien ■ Bewusstsein für ungünstiges Bewältigungsverhalten ■ Einschätzen der subjektiven Belastung und der eigenen Bewältigungs- und Kontrollmöglichkeiten bei Auftreten kritischer Ereignisse ■ Überzeugung, Ereignisse kontrollieren und beeinflussen zu können ■ Begreifen von Belastung und Veränderung als Herausforderung und Chan- ce für persönliche Weiterentwicklung ■ Planung, Steuerung und Reflexion der eigenen Gefühle und Reaktionen in Bewältigungsprozessen (Selbstmanagement) ■ Fähigkeit, gefährdende Umwelteinflüsse zu erkennen und sich zu schützen. Kinder sind fähig und kompetent, ihre Entwicklungsaufgaben auch unter er- höhten Anforderungen mitzugestalten und aktiv zu lösen, sie verfügen über erstaunliche Widerstands- und Selbsthilfekräfte. Dies gelingt ihnen umso bes- ser, wenn sie in ihrem Bewältigungsprozess und in der Entwicklung der dazu nötigen Kompetenzen unterstützt und bestärkt werden. Eigenaktivität und Verantwortungsübernahme stehen daher im Mittelpunkt. Kinder, die den Umgang mit Belastungen und Veränderungen meistern, gehen aus dieser Er- fahrung gestärkt hervor und schaffen günstige Voraussetzungen, auch künf- tige Anforderungen gut zu bestehen. Je mehr Entwicklungsaufgaben ihnen gelingen, umso mehr stabilisiert sich ihre Persönlichkeit. Sie lernen mit steter Veränderung und Belastung in ihrem Leben kompetent umzugehen und diese als Herausforderung und nicht als Belastung zu begreifen. Ansatz zur Entwicklung von Widerstandsfähigkeit Die Resilienzforschung und das wachsende Interesse an einer positiven, ge- sunden Entwicklung von Kindern führen zu einer Ausweitung der Perspek- tiven und Neuausrichtung pädagogischer Ansätze. Die herkömmlich vor- herrschende Perspektive der Risikofaktoren, die Kinder in ihrer Entwicklung gefährden können, tritt zurück hinter die Perspektive der Schutzfaktoren, die Kinder befähigen und darin unterstützen, sich auch bei ungünstigen Lebens- umständen und unter Risikobedingungen gesund zu entwickeln. Die Fra- ge, was Kinder in diesem Sinne stärkt, richtet den Blick auf die vorhandenen Stärken, Ressourcen und Potentiale des Kindes, ohne dabei Risiken und Pro- bleme zu ignorieren und zu unterschätzen. Dieser Blickwinkel eröffnet die Chance, die herkömmlich defizitorientierten Ansätze, die primär an den De- fiziten (Was kann das Kind noch nicht?), Risiken und Problemen des Kindes ansetzen und auf Förderung und Ausgleich, Bewahrung und Behebung („Re- paratur“) abzielen, in ihrer Dominanz zu überwinden und ressourcen- bzw. kompetenzorientierte Ansätze in den Vordergrund zu rücken. Sie stellen das Kind als kompetenten und aktiven Bewältiger seiner Entwicklungsaufgaben in den Mittelpunkt und zielen auf die Stärkung seiner personalen und sozialen Ressourcen und damit auf die Stärkung positiver Entwicklung ab (Empower- ment). Ressourcenorientierte Ansätze gehen Hand in Hand mit demmeta-ko- gnitiven Ansatz. In ihrem Selbstverständnis als „Hilfe zur Selbsthilfe“ zielen

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