Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan

XI Vorworte Vorwort von Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. h. c. mult. Wassilios E. Fthenakis Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan hat seine Bewährungsprobe erfolgreich be- standen. Seine theoretische und pädagogisch- didaktische Fundierung, seine breite wie er- folgreiche Implementation, die Verankerung seiner Ziele im Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, vor allem aber die brei- te Anerkennung im frühpädagogischen Feld, bestätigen, dass dieser Bildungsplan in jeder Hinsicht Maßstäbe gesetzt hat und zum Vor- bild vergleichbarer Entwicklungen in anderen Bundesländern und über Deutschland hinaus geworden ist. Mit diesem Plan ist es gelungen, bislang im Elementarbereich vorherrschende selbstgestal- tungstheoretische Positionen bei der Fundierung von Bildungsprozessen zu- gunsten interaktionistischer Ansätze zu verlassen und damit das Bildungs- verständnis neu zu konzeptualisieren. Wenn Bildung nunmehr als sozialer Prozess definiert wird, die Interaktion als der Schlüssel für Sinnkonstruktion und für die Generierung von Wissen angesehen wird, so verändert dies nicht nur unser Bildungsverständnis, sondern folgerichtig auch die Bildungsziele, den methodisch-didaktischen Ansatz, die Qualität der Beziehung zwischen Fachkräften und Kindern und die Beziehung der verschiedenen Bildungsor- te untereinander. Ein Bildungsplan kann am besten Orientierung bieten, wenn er eine klare Ar- chitektur und eine hohe innere Konsistenz aufweist. Dem Bayerischen Bil- dungs- und Erziehungsplan ist es vorbildhaft gelungen, eine solche Architek- tur zu entwerfen: er definiert Visionen, die alle Bildungsorte und Fachkräfte miteinander verbinden und schafft damit die Voraussetzungen dafür, dass alle Beteiligten an derselben kindlichen Entwicklungs- und Bildungsbiographie und auf gleicher bildungsanthropologischer Grundlage ko-konstruieren. Die Taxonomie der Kompetenzen, die im Mittelpunkt bei der Organisation von Bildungsprozessen stehen und die Bildungsziele konkretisieren lassen, bietet nicht nur eine klare und ganzheitliche Grundlage für die Stärkung kindlicher Entwicklung, sie führt zugleich bislang wenig beachtete, ja sogar vernachläs- sigte Kompetenzen ins Zentrum des Bildungsgeschehens ein: lernmethodische Kompetenzen wie auch die Stärkung kindlicher Widerstandsfähigkeit zählen dazu. Die Bildungsbereiche bilden den thematischen Rahmen für die Gestal- tung von Bildungsprozessen und bieten den Rahmen für die Generierung von neuem Wissen und für die Erforschung von Bedeutung. Dies alles geschieht mit Hilfe des didaktisch-pädagogischen Ansatzes der Ko-Konstruktion, der erstmals von einer aktiven Mitgestaltung aller Beteiligten ausgeht, der Kinder wie der Fachkräfte bzw. der Erwachsenen und anderer Kinder. Die Organi-

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