Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan

7 302 Themenbezogene Bildungs- und Erziehungsbereiche Wunsch, darüber zu erzählen und sich auch jenseits der gesprochenen Spra- che mitzuteilen, zu informieren und auch symbolische Zeichen zu setzen, die verstanden werden wollen, ist dahinter zu vermuten. Kinder, die nicht mehr malen und zeichnen wollen und zudem blockiert sind in ihren sonstigen Aus- drucksmöglichkeiten, sind meist in ihrem Selbstvertrauen und Selbstwertge- fühl geschwächt. Diese Kinder ziehen sich häufig aus dem Gruppengesche- hen zurück, oder sie machen durch unliebsames Verhalten auf sich und ihre Schwierigkeiten aufmerksam. Sie benötigen einfühlsame Ermutigung, Un- terstützung und Begleitung, um in kritik- und bewertungsfreier Atmosphä- re und ohne Leistungsdruck wieder Lust und Freude am spielerisch-experi- mentierenden Gestalten zu entwickeln und Zugang zum eigenen Ausdruck zu finden. Bedrückend-Bedrohliches staut sich dann nicht mehr in ihrer Seele, es findet seinen Platz auf dem Papier, im gestalteten Objekt oder im darstel- lenden Spiel. Furchteinflößendes kann ins Bild gesetzt und aufs Blatt gebannt oder zum anfassbaren Gegenüber werden – sichtbar, veränderbar, beeinfluss- bar. Hier werden in kreativen Gestaltungsprozessen durch den Einsatz gestal- terischer Mittel und Methoden heilende Kräfte wirksam, die ihre präventive Wirkungen im schöpferischen Tun entfalten. Geeignete Lernumgebung Die Umgebung, in der sich die Kinder täglich bewegen, nehmen sie sinn- lich wahr. Die Architektur der Tageseinrichtung, das Ambiente im Haus, wie Räume gestaltet und Bilder angebracht sind (z. B. gerahmt oder hinter einem Passepartout aufgehängt anstatt mit Reißnägeln an der Wand befestigt), wie Tische gedeckt werden – all dies ist Wahrnehmungsgegenstand und für Kin- der mit ästhetischen Empfindungen und Erfahrungen verbunden. Farbliche Abstimmungen, die harmonisierend auf die Befindlichkeit der Kinder wirken, sollten bei der Raumgestaltung beachtet werden. Die mit unzähligen Bastel- arbeiten ausstaffierten und überladenen Gruppenräume führen zur Reizüber- flutung und überfordern manche Kinder. Überschaubare, klare Raumstruk- turen dagegen helfen ihnen bei der Orientierung. Bei der Architektur von Tageseinrichtungen stehen die Belange der Kinder, die die Nutzer des Gebäu- des sind, im Mittelpunkt; die Mitwirkung der Kinder an der Gestaltung der Räume ist sinnvoll und notwendig. Für die ästhetische Bildung optimal ist es, wenn in der Tageseinrichtung ein eigener Raum zum kreativen Gestalten mit frei zugänglichem Materiallager – einer Werkstatt vergleichbar – ausgewiesen ist, in dem die Kinder in Gruppen auch selbstständig arbeiten können. Wichtig ist, dass dort alles seinen Platz und seine Ordnung hat und behält und dass die dort entstehenden Objekte über längere Zeit stehen bleiben können. Kindertageseinrichtungen mit dif- ferenziertem Funktionsraumprogramm weisen häufig einen Raum als „Ate- lier“ aus, andere als „Theaterwerkstatt“, „Werkraum“ und „Bauzimmer“ und schaffen damit optimale Bedingungen für kreatives Gestalten und Darstellen. Mit künstlerisch-kreativen Projekten im dreidimensionalen Bereich kann das Freigelände zum Skulpturenpark werden. Wenn Kinder das Gelände teilwei- se selbst oder gemeinsam mit ihren Eltern und dem Einrichtungsteam umge-

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